Landjugendarbeit in Zeiten von Corona

Wir lassen uns nicht unterkriegen

Die Corona-Pandemie hat für die gesamte Bevölkerung sehr einschneidende Auswirkungen gehabt und auch die Landjugend Rheinland-Nassau und ihre Mitglieder mussten sich neuen Herausforderungen stellen. Es galt die Mitglieder in Ausübung ihrer ehrenamtlichen Arbeit möglichst stark zu unterstützen und auch die Gruppen selbst waren zum Teil sehr kreativ, um noch ein bisschen Gemeinschaft zu erhalten. Vereine und Verbände leben vor allem davon, Menschen zusammenzubringen, Austausch und Geselligkeit zu fördern und Räume zu schaffen, in denen Gleichgesinnte gemeinsam Projekte entwickeln und umsetzen, aktiv sein, sich engagieren oder einfach nur eine gute Zeit haben können. Damit dieses Wir-Gefühl nicht in Zeiten von Lockdown und Quarantäne verloren geht, mussten neue Ideen, Konzepte und Technologien her.


„Social Distancing“ war das Schlagwort der Stunde. Abstand halten, keine Menschen treffen. Auch wenn Landwirte und Winzer in ihrer täglichen Arbeit im Wesentlichen weiter arbeiten konnten, mussten viele andere ihre Arbeit ins Home-Office verlagern oder unter erschwerten Bedingungen ihrer Arbeit nachgehen. An normalen Alltag war und ist nicht mehr zu denken. Großveranstaltungen wie der Deutsche Landjugendtag in Wacken, der Bundesentscheid im Leistungspflügen in Wahlrod und der Bundesmelkwettbewerb auf dem Hofgut Neumühle mussten – wie vieles andere – abgesagt bzw. verschoben werden. Gemeinsame Veranstaltungen, Tanzen und Musizieren nicht mehr möglich. Für die Landjugend war daher ein erster Schritt, ihren Mitgliedern in dieser Zeit beratend beizustehen und zum Beispiel Tipps zum Arbeiten im Home-Office auf ihrer Webseite (www.landjugend-rln.de) anzubieten. Auch verschiedene Tools zur digitalen Zusammenarbeit werden auf der Homepage vorgestellt, um weiterhin als Team funktionieren zu können, auch wenn man räumlich getrennt arbeiten und planen muss.

Die Landjugend Rheinland-Nassau selbst setzte ebenfalls diverse Werkzeuge ein. Die Homepage wurde komplett neu aufgestellt. Die jeweils aktuellen Bedingungen für die Jugendarbeit in Coronazeiten finden sich auf der Homepage der Landjugend Rheinland-Nassau unter www.landjugend-rln.de. Vorstandssitzungen und Arbeitskreise der Landjugend und sogar eine lockere Mitgliederrunde wurden in Form von Videokonferenzen virtuell abgehalten. So konnten Haupt- und Ehrenamt von zu Hause aus weiterhin im Austausch bleiben und die weitere Arbeit planen. Dies funktionierte ausgesprochen gut, so dass durchaus denkbar ist, auch in Zukunft Ehrenamtliche mit weiten Anfahrtswegen bei Bedarf per Video zuzuschalten, anstatt ihnen noch weite Wege zu später Stunde zuzumuten. Aus diesem Gedanken entstand auch die Idee, die Reihe „Landjugend im Gespräch mit…“ online zu starten. Hier werden Gäste aus Politik und Gesellschaft eingeladen, um im lockeren virtuellen Talk mit Landjugendlichen über aktuelle Themen zu sprechen. Den Auftakt machte hier die Bundestagsabgeordnete Carina Konrad, die auf Augenhöhe mit jungen Leuten diskutierte und aus ihrem Alltag sowohl auf dem heimischen Betrieb als auch in Berlin berichtete. Videokonferenzen bieten die Möglichkeit, Gäste und Referenten aus ganz Deutschland, im Grunde aus der ganzen Welt einzuladen, statt sich auf die eigene Region beschränken zu müssen. Ein Klassiker der Landjugendarbeit, das Berufsorientierungsseminar findet aktuell als digitale Aktionswochen vom 06.-17.07.2020 auf Facebook statt und soll Lust auf einen der 14 Grünen Berufe machen. Mehrere Landjugendgruppen beteiligten sich äußerst kreativ und mit viel Spaß an der „Klopapier-Challenge“ auf Facebook.

Das Berufsorientierungsseminar bietet gute Möglichkeiten in die Grünen Berufe hinein zu schnuppern.

Nicht nur auf Landesebene wurden und werden virtuelle Formen der Zusammenkunft effizient und intensiv genutzt. Auch die Orts- und Mitgliedsgruppen der Landjugend Rheinland-Nassau nutzten Videochats, um in Kontakt zu bleiben. Der Kreativität waren dabei keine Grenzen gesetzt und schnell fanden Spiele- und Quizabende statt, virtuelle Weinproben wurden und werden veranstaltet und alles getan, um als Gruppe weiter zusammenzuhalten. Die Landesverbände der Landjugend intensivierten ihren Kontakt und trafen sich regelmäßig online, um über die aktuelle Lage zu sprechen und sich über neue Ideen und Konzepte auszutauschen. So entstanden auch Kooperationen. Der Bundesjugendreferent der Landjugend Rheinland-Nassau, Steven Schröder, veranstaltete z.B. ein gemeinsames Online-Seminar mit der Hessischen Landjugend zu Persönlichkeits- und Urheberrechten in sozialen Medien. Der Bund der Deutschen Landjugend baut derweil seine digitale Infrastruktur weiter aus und arbeitet an einer eigenen digitalen Plattform, um deutschlandweit die Vernetzung der Landjugend voranzutreiben. Mit einer wöchentlichen „Feldrandschalte“ als Instagram-Live-Chat meldet sich der BDL zu Wort und diskutiert bundesweit. Auch die BDL-Arbeitskreise trafen sich virtuell. Und die abgesagte Frühjahrs-Bundesmitgliederversammlung fand in stark komprimierter Fassung virtuell statt.
Die Landjugend nahm zudem an der ersten komplett virtuellen Vollversammlung des Landesjugendringes teil. Insgesamt ca. 70 Vertreter diverser Jugendverbände in Rheinland-Pfalz diskutierten hier online über aktuelle Anträge und Projekte. Es war erstaunlich, wie reibungslos hier Abstimmungen und Änderungsanträge verwaltet und durchgeführt werden konnten.

Die Landjugend Birkenfeld-Nahe grillte für die Besucher ihres Traktorkinoabends.

Doch nicht alles fand nur online statt. Einige fanden auch kreative Wege, doch noch in der realen Welt an einem Ort gemeinsam Spaß zu haben und das natürlich ganz im Landjugend-Stil, auf dem Trecker. Die Landjugend Rhein-Lahn hatte bspw. einen großen Kinoabend geplant, der jedoch wegen Corona abgesagt werden musste. Sie ließen sich jedoch nicht entmutigen und konnten mit dem Kinobetreiber ein „Traktor-Kino“ organisieren Sehr viele Landjugendliche kamen auf ihren Schleppern und schauten gemeinsam den Film und spürten die Gemeinschaft. In Trier zeigte sich ein ähnliches Bild. Das dortige Autokino bot in Zusammenarbeit mit der Landjugend Eifel ebenfalls einen Kinoabend für Traktoren und Landmaschinen. Hier war alles erlaubt, was durch das Eingangsportal passte. Hier feierte der Landjugend-Trailer als Kinowerbung seine Premiere.
Doch Kino ist nicht alles, was man auf dem Traktor machen kann. So plant die Landjugend Daun derzeit eine Traktor-Disko, bei der jeder Besucher in seinem eigenen Traktor bleibt und dort zu Partymusik abfeiert. Erste Grillabende mit viel Abstand finden wieder statt. Gemeinsam feiern ist und bleibt eine Stärke der Landjugend und wo ein Wille, da ein Weg.
Corona hat vor allem eines gezeigt: Not macht erfinderisch. Auch wenn sicher alle froh sind, dass die Infektionszahlen stark gesunken sind und Sicherheits- und Hygienemaßnahmen zunehmend gelockert werden, hat die Zeit der Einschränkungen neue Wege erschlossen, die auch nach Corona die Arbeit der Landjugend nachhaltig beeinflussen werden. Alle haben im digitalen Bereich viel hinzu gelernt, von dem sicher einiges auch nach Corona erhalten bleiben wird. Hoffen wir inzwischen, dass die Infektionszahlen weiter so niedrig bleiben und wieder mehr und mehr Normalität in unseren Alltag einkehrt. Wir freuen uns alle auf die Zeit, wenn wir uns ohne Bedenken wieder persönlich treffen können.