Digitale Gruppenleiterschulungen „Fit für’s Ehrenamt“

Vier Abende geballte Infos und Know-How für Gruppenleiter

Die Landjugend Rheinland-Nassau veranstaltete eine vierteilige virtuelle Gruppenleiterschulung, um ehrenamtlich aktiven GruppenleiterInnen das nötige Wissen und Handwerkszeug zu vermitteln. Sie begann am 03. Februar und wurde im 14-tägigen Turnus fortgeführt.

In der Landjugendarbeit werden ständig GruppenleiterInnen gebraucht, wachsen nach und müssen geschult und sensibilisiert werden. Hier gilt es in die Verantwortung hinein zu wachsen. Dazu sollte die virtuelle Reihe der Gruppenleiterschulungen beitragen.

Der erste Termin am 03. Februar befasste sich zunächst grundlegend mit den Aufgaben eines Jugendgruppenleiters und den Kompetenzen, die diese/r idealerweise mitbringen sollte. Wichtigste Aufgabe ist das Begeistern junger Menschen für gemeinsame Aktionen, das Verfolgen gemeinsamer Ziele und das Stärken des Zusammenhalts. Eine Gruppe durchläuft von der Gründung bis zum tatsächlichen Zusammenwachsen mehrere Phasen, in der sich die Mitglieder gegenseitig abtasten, Gemeinsamkeiten und Unterschiede finden, miteinander arbeiten, auch mal streiten und am Ende gemeinsame Ziele setzen und verfolgen. Dieser Prozess muss konstruktiv begleitet werden, damit sich eine Gruppe nicht verrennt oder frustrierende Pattsituationen entstehen. Spaß und Gemeinschaftsgefühl stehen dabei stets im Vordergrund. Dies erreicht man vor allem, wenn jeder die Möglichkeit hat, sich und seine Vorstellungen einzubringen und die eigenen Stärken einzusetzen. Der Gruppenleiter hat hier direkten Einfluss darauf, wer welche Rolle und Aufgabenbereiche übernimmt und ob der oder diejenige damit langfristig glücklich ist. Kommunikationsfähigkeiten und Menschenkenntnis sind daher sehr hilfreiche Kompetenzen.

Der zweite Termin fand am 17.02. statt und behandelte Führungsstile und Moderationstechniken, um eine Gruppe bei Entscheidungen zu unterstützen und Ziele festzulegen. Bei der Kommunikation in der Gruppe steht dabei im Vordergrund, dass Informationen möglichst alle erreichen und für jeden verständlich sein müssen. Für Mitglieder ist es sehr frustrierend, sich außen vor zu fühlen, nicht informiert und auch nicht gefragt zu werden, was aktuelle Belange der Gruppe angeht. Demokratische Entscheidungen können nur gefällt werden, wenn alle auf dem gleichen Stand sind. Demokratie bedeutet aber auch, miteinander streiten zu können, verschiedene Standpunkte anzuhören und Konflikte auszutragen statt sie unter den Teppich zu kehren. Grundlagen des Konfliktmanagements waren daher auch ein Schwerpunkt des Seminars und die TeilnehmerInnen konnten mit vielen eigenen  Erlebnissen und Erfahrungen aus ihrer Gruppenarbeit dazubeitragen.

Der dritte Termin am 03.03. ging vor allem juristischen Fragen des Jugendschutzgesetzes auf den Grund. Die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen bringt große Verantwortung mit sich, Bestimmungen des Jugendschutzes und der Aufsichtspflicht haben unmittelbaren Einfluss auf die Arbeit und stecken einen Rahmen ab, was mit Minderjährigen verschiedener Altersstufen letztlich unternommen werden kann. So kann der Kinobesuch ganz schnell ins Wasser fallen, wenn Jugendliche unter 16 dabei sind und der Film länger als 22 Uhr läuft. Dann endet der Abend – zumindest für die Betroffenen – vorzeitig an der Kinokasse. Auch Rauchen, Alkohol, etc. sind Themen, die bei der Arbeit mit Minderjährigen immer beachtet werden müssen. Oder auf was muss ich achten, wenn ich eine Party veranstalte? Wenn Eltern ihre Kinder in eine Freizeit oder zu einem Gruppenabend schicken, möchten sie diese dort natürlich gut aufgehoben wissen. Der Gruppenleiter trägt die Verantwortung, mögliche Gefahrenquellen frühzeitig zu erkennen und ein sicheres Umfeld zu schaffen. Er/sie haftet auch ggf. für Schäden, die durch grobe Fahrlässigkeit entstehen.

Der vorerst abschließende Termin der Gruppenleiterschulungen fand am 17.03. statt und behandelte das Thema Sexualstrafrecht und das Bundeskinderschutzgesetz, zusammengefasst die Prävention sexueller Gewalt in der Jugendarbeit. Bei der Arbeit mit jungen Menschen kommt man als Gruppenleiter um das Thema Sexualität nicht herum. Mitten in der Pubertät stellt die eigene sexuelle Entwicklung ein ganz zentrales Thema für Jugendliche dar. Man setzt sich mit dem eigenen Körper auseinander und entwickelt romantisches und sexuelles Interesse an anderen Gleichaltrigen. Vielleicht bilden sich auch die ersten Paare in der Gruppe. Doch gibt hier der Gesetzgeber ganz klare Grenzen vor, die die gesunde sexuelle Entwicklung von Jugendlichen schützen sollen. So ist z.B. jungen Menschen unter 14 Jahren jegliche sexuelle Handlung untersagt und als Aufsichtsperson hat man dies auch sicherzustellen. Das fängt mit Geschlechtertrennung in Zelten und Herbergszimmern an, umfasst aber auch Kontrollgänge und Einschreiten, falls doch entsprechende Aktivitäten beobachtet werden. Dazu gehört bspw. schon der Zungenkuss. Aufsichtspflicht bedeutet manchmal auch, der Spielverderber sein zu müssen. Noch viel wichtiger für den Schutz von Kindern und Jugendlichen ist es jedoch, dafür Sorge zu tragen, dass einschlägig Vorbestrafte keine Gelegenheit bekommen, sich in der Gruppe oder dem Verein zu engagieren und sich minderjährigen Mitgliedern zu nähern. Daher fordert das Bundeskinderschutzgesetz, dass Ehrenamtliche, die intensiv mit Minderjährigen in Kontakt kommen und Gelegenheit hätten, ihre Position auszunutzen, vorab ein erweitertes Führungszeugnis vorzeigen sollen. Sollten dort Einträge vorhanden sein, die eine Gefahr für Schutzbefohlene befürchten lassen, sollte dieser Person auf keinen Fall Verantwortung für Minderjährige übertragen werden. Diese Maßnahme stellt letztlich allerdings nur ein Mindestmaß an Sicherheitsvorkehrungen dar. Führungszeugnisse sind Momentaufnahmen. Seit der Ausstellung des Zeugnisses können Dinge vorgefallen oder der Täter auch einfach nie erwischt oder nicht angezeigt worden sein. In dem Falle hätte er sprichwörtlich eine weiße Weste, wäre aber nicht minder gefährlich. Im Seminar wurde daher klar dazu geraten, wann immer möglich ein Vier-Augen-System zu nutzen und niemanden komplett alleine mit einem Kind oder Jugendlichen sein zu lassen. Übertriebene Angst und Misstrauen sind sicher fehl am Platz. Doch Erfahrungen mit sexueller Gewalt haben oftmals schwerwiegende Schäden für die Psyche junger Menschen zur Folge. Daher ist gerade bei diesem Thema Vorsicht besser als Nachsicht.

Die TeilnehmerInnen der Schulungen waren insgesamt sehr zufrieden und entwickelten ein neues Bewusstsein darüber, was es letztlich bedeutet, die Verantwortung für eine Gruppe junger Menschen zu übernehmen und deren Bedürfnisse und Entwicklung im Auge zu haben. Die Landjugend bedankt sich für die gute Resonanz auf die digitalen Fortbildungsangebote und wird auch in den kommenden Monaten neue digitale Workshops und Seminare zu verschiedenen Themen der Jugendarbeit konzipieren. Seid gespannt!