Wir stehen fürs Land – wählen gehen!
Zu einem politischen Schlagabtausch zur Bundestagswahl 2021 traf sich ein hochkarätig besetztes Podium auf Einladung der AG der Landjugendverbände Rheinland-Pfalz in Bad Kreuznach. Besetzt war es mit der amtierenden Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU), MdB Isabel Mackensen-Geis (SPD), MdB Carina Konrad (FDP) und der Landesvorsitzenden Rheinland-Pfalz von Bündnis 90/Die Grünen Misbah Khan. Alle Podiumsteilnehmerinnen kandidieren auch für den neuen Bundestag. Souverän und charmant moderiert wurde die Podiumsdiskussion von der stellvertretenden Bundesvorsitzenden des Bundes der Deutschen Landjugend Mara Walz.
Alle unter Corona Bedingungen möglichen Plätze der Aula des DLR Rheinhessen-Nahe-Hunsrück waren überwiegend mit Landjugendlichen besetzt. Besonders freute es die Organisatoren, dass der komplette TOP-Kurs der Andreas-Hermes-Akademie „Neue Perspektiven schaffen – Miteinander.Füreinander“ extra aus Königswinter angereist war, um die Podiumsdiskussion mit zu erleben und mit zu diskutieren.
Die Begrüßung übernahm der Vorsitzende der Landjugend Rheinland-Nassau Benjamin Purpus gemeinsam mit der Stellvertretenden Vorsitzenden der Landjugend RheinhessenPfalz Maike Delp. Sie stellten auch kurz die beiden Landjugendverbände vor. Themenschwerpunkte der Podiumsdiskussion waren der Ländliche Raum, Landwirtschaft und Weinbau sowie Jugendpolitik.
Die Diskussionsthemen reichten von der Forderung nach Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse in Stadt und Land, über der öffentlichen Nahverkehr, die immer noch nicht flächendeckende Breitbandversorgung, fehlende Kindergartenplätze, bis hin zur Bewältigung der furchtbaren Flutkatastrophe im Ahrtal und der Eifel.
Großen Raum nahm auch die Forderung der Landjugendlichen nach verlässlichen und langfristig stabilen politischen Rahmenbedingungen für Landwirtschaft und Weinbau ein. Der unmöglich hohe tägliche Flächenverbrauch von landwirtschaftlichen Flächen, die immer weniger werdenden zugelassenen Pflanzenschutzmittel für Landwirtschaft und Weinbau, die unterschiedlichen Wettbewerbsbedingungen für landwirtschaftliche Produkte und mögliche Ausgleiche dafür, sowie die Vermarktung der landwirtschaftlichen Produkte in der Region waren weitere Diskussionsthemen. Die fehlende Wertschätzung der Landwirtschaft in der breiten Bevölkerung war ebenso ein Thema, wie die notwendige größtmögliche Nahrungsmittelversorgung aus dem eigenen Land. Nur so könne man Einfluss auf die Produktionsbedingungen und –kriterien haben. Eine weitere Verlagerung der Ernährungssicherung ins Ausland könne nicht das Ziel sein, so die Landjugendlichen.
Im Themenfeld Jugendpolitik wurden die großen Benachteiligungen und Einschränkungen gerade für Jugendliche im Zuge der Corona-Pandemie diskutiert, die Stärkung des Ehrenamtes sowie gleiche Chancen auf Bildung im ländlichen Raum gefordert. Die Möglichkeiten und Erfordernisse bei der Bekämpfung von Extremismus wurden ebenfalls thematisiert. Auch die bestehenden und kommenden Probleme der Alterssicherung sahen die Landjugendlichen für sich selbst als sehr groß und in keiner Weise gelöst an. Hier müssten zukunftsweisende Lösungen erarbeitet werden.
Die Fragen aus dem Publikum reichten von der Definition der „Kampfbegriffe“ „Massentierhaltung“ und „industrielle Landwirtschaft“, über die Frage „Brauchen wir Subventionen, wenn wir gute Preise haben?“ bis hin zur Abschaffung der steuerlichen Pauschalierung in der Landwirtschaft, Anreizen für flächensparendes Bauen, den fehlenden Signalen seitens des Kartellrechts zum Lebensmitteleinzelhandel, dem Flächenverbrauch durch Agrophotovoltaik bis hin zur Förderung der Behebung der Waldschäden.
Die Landjugendlichen forderten, eine vielseitige, lebendige und wettbewerbsstarke Landwirtschaft und einen lebenswerten ländlichen Raum in Rheinland-Pfalz zu erhalten und weiter auszubauen. Dazu müssten die Belange von Junglandwirten und Jungwinzern einerseits und jungen Menschen aus dem ländlichen Raum andererseits insgesamt ernst genommen werden. Deutschland brauche junge Menschen, die in der Landwirtschaft und/oder im ländlichen Raum ihre Zukunft suchten, um den Agrarsektor und den ländlichen Raum lebenswert zu erhalten und zu stärken, so die Landjugendlichen.
Nur so könnten die Nahrungsmittelversorgung sowie die Rohstoff- und Energielieferung aus erneuerbaren Energiequellen zukünftig gesichert und die hohen gesellschaftlichen Ansprüche erfüllt werden. Die Politik müsse dafür den geeigneten Rahmen schaffen und verlässlich sein.
In ihrem zusammenfassenden Abschluss betonte Isabel Mackensen-Geis (SPD): „Alle müssen beteiligt werden. Die Landwirtschaft steht vor großen Herausforderungen. Wir sind aber auf einem guten Weg. Wir stehen zur Landwirtschaft in Deutschland und wollen diese auch erhalten und wollen für den ländlichen Raum einstehen.“ Julia Klöckner (CDU) machte deutlich: „Wir stehen für Regionalität. Landwirtschaft darf nicht in Frage gestellt werden. Wir stehen für mehr Nachhaltigkeit, mehr Diversität, mehr Innovation. Landwirtschaft ist systemrelevant. Ich bin sehr für eine realistische Darstellung der Landwirtschaft in der Schule. Ökologie muss mit wirtschaftlicher Tragfähigkeit Hand in Hand gehen. Wir müssen den Menschen auch etwas zutrauen und frei von Ideologien agieren.“ Carina Konrad (FDP) forderte: „Wir brauchen Respekt und Anerkennung für die Landwirtschaft. Wir stehen vor enormen gesellschaftlichen Herausforderungen. Wir erzeugen durch unsere Gunststandorte hochwertige und mengenmäßig große Ernten. Dafür müssen wir auch notwendige Pflanzenschutzmittel und Gentechnik nutzen können.“ Misbah Khan (Bündnis 90/Die Grünen) machte deutlich: „Wir stehen vor großen gesellschaftlichen Herausforderungen von der Bildung, über die Digitalisierung, zum Thema Landwirtschaft, Ehrenamt, Mobilität Wir sind die letzte Generation, die etwas für den Klimaschutz tun kann und die ihn auch schon spürt. Ohne Klimaschutz ist alles nichts.“
Abschließend dankte die Vorsitzende der Landjugend Rheinland-Nassau Maria Müller und der Stellvertretende Vorsitzende der Landjugend RheinhessenPfalz Marco Lied den Podiumsteilnehmerinnen und der Moderatorin sehr herzlich für die engagierte und lebendige Diskussion.
Erwartungsgemäß konnten die Themen nicht sehr stark in die Tiefe gehend diskutiert werden und waren deutlich durch den Wahlkampf geprägt. Dennoch konnten sich alle einen Eindruck von den unterschiedlichen Sichtweisen der einzelnen Parteien verschaffen und werden am 26. September hoffentlich von ihrem Recht Gebrauch machen – manche zum ersten Mal – und zur Wahl gehen.