Landjugendliche machten sich „Fit für den Vorstand“

Seminarwochenende in Oberwesel

Am Wochenende vom 09./10. April veranstaltete die Landjugend Rheinland-Nassau ein Seminar rund um die Vorstandsarbeit in der Jugendherberge in Oberwesel. Insgesamt 13 Landjugendliche, allesamt aktiv in Vorständen von Kreisgruppen oder auf Landesebene, nahmen an dem Seminar teil, um sich das nötige Handwerkszeug für ihre Landjugendarbeit anzueignen.

Begrüßt wurden sie von Rotraud Weber, Geschäftsführerin der Landjugend Rheinland-Nassau  und Steven Schröder, dem Bundesjugendreferenten des Verbandes. Nach einer Kennenlernrunde ging es gleich los mit einer Bestandsaufnahme. In Gruppen diskutierten die Teilnehmer, was für sie Landjugend bedeutet und warum sie sich für junge Menschen in ländlichen Regionen einsetzen. Ganz klar stand für alle die Vernetzung, der Austausch und die Geselligkeit mit Gleichaltrigen und Gleichgesinnten im Vordergrund. Es wurde betont, dass die Landjugend sich explizit nicht nur als Vertreter junger Landwirte sieht, sondern für die Interessen aller junger Menschen in ländlichen Regionen einsteht.

Für die nachfolgende Einheit konnte die Landjugend Rheinland-Nassau Volker Feddersen, langjähriger Geschäftsführer der Ländlichen Erwachsenenbildung Rheinland-Pfalz gewinnen. Mittlerweile im Ruhestand hat Herr Feddersen weiterhin einen guten Draht zu jungen Menschen und weiß sie für Themen der ehrenamtlichen Arbeit zu begeistern. Er behandelte ausführlich das Thema Sitzungsleitung und Moderation. Die Teilnehmer lernten, Versammlungen und Sitzungen zu planen, zu organisieren und souverän durch die Tagesordnung zu leiten. Die anfängliche Scheu, vor der Gruppe aufzutreten und in Rollenspielen verschiedene Situationen durchzuspielen war bei allen schnell verflogen. Durch Feedback aus der Runde bekam jeder hilfreiche Tipps für das eigene Auftreten. Ergänzend erläuterte Steven Schröder die Wichtigkeit von Anerkennung für ehrenamtliche Strukturen. Menschen, die ihre Freizeit unentgeltlich für andere „opfern“ verdienen Dank und Anerkennung und diese sollte regelmäßig in angemessener Form von Vorsitzenden kommuniziert werden. Auch ausscheidende Mitglieder sollten stets geehrt und gebührend verabschiedet werden. Für alle ehrenamtlich Aktiven wird so deutlich, dass die Gruppe ihr Engagement schätzt und würdigt. So bleibt die Motivation langfristig erhalten und gute Kontakte auch nach Verlassen der Gruppe bestehen.

Der nächste Tag begann mit einem Input zum Thema Finanzierung der Landjugendarbeit. Rotraud Weber zeigte den Landjugendlichen auf, welche Fördermöglichkeiten Bund und Land bieten, um die Jugendarbeit zu finanzieren und welche Formalitäten bei der Beantragung beachtet werden müssen. Oftmals lassen sich Landjugendgruppen mögliche Fördermittel entgehen, die relativ einfach und mit wenig Aufwand zu beantragen wären. An anderer Stelle fehlen dann eventuell Ressourcen, um Projekte und Ideen in die Tat umzusetzen. Über z.B. den Kinder- und Jugendplan des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, den Landesjugendring Rheinland-Pfalz oder die Ländliche Erwachsenenbildung Rheinland-Pfalz lassen sich eine Vielfalt an Veranstaltungen finanziell unterstützen und die Anträge sind schnell gestellt. Die Geschäftsstelle der Landjugend Rheinland-Nassau ist hier natürlich auch Ansprechpartner und unterstützt gerne.

Zur Auflockerung musste die Gruppe dann gemeinsam anpacken. Mit dem sogenannten Teamkran mussten Holzsteine bewegt und aufeinander gestapelt werden. Wie in jedem Team können hier einzelne Querschießer ganz schnell zum Problem werden, nur mit Kommunikation und Koordination ist die Aufgabe zu schaffen. Tatsächlich schafften es die Landjugendlichen, alle Steine aufzutürmen, ohne das ganze Konstrukt umzuwerfen. Das schafft nicht jedes Team!

Anschließend übernahm Steven Schröder und erläuterte, was eine Gruppe überhaupt erst zu einer Gruppe macht. Gemeinsame Interessen, Ziele und ein Wir-Gefühl machen letztlich aus einer losen Ansammlung von Menschen eine Gruppe. Als Vorsitzender besteht die Hauptaufgabe darin, dieser Orientierung zu geben, sie zu leiten und beim Erreichen ihrer Ziele zu unterstützen.

Üblicherweise unterscheidet man dabei verschiedene Führungsstile. Nach z.B. Kurt Lewin wären zu nennen der autoritäre Führungsstil, bei dem eine oder mehrere Personen klar die Führung übernehmen und Mitglieder lediglich ausführen und folgen. Der komplette Gegenentwurf ist der Laisser Faire-Stil, bei dem im Grunde jeder machen kann, was er will. Was nach individueller Freiheit klingt, entpuppt sich jedoch langfristig meist schnell als schädlich für das Gruppengefühl. Die goldene Mitte stellt der kooperative, demokratische Führungsstil dar. Hier wird gemeinsam ausgehandelt und abgestimmt. Dieser Stil ist vor allem in der Jugendarbeit sicher vorzuziehen, wenn immer möglich. Das Heranführen an demokratische Prozesse ist eine der Grundaufgaben der Jugendarbeit. Grundsätzlich können aber alle Stile in unterschiedlichen Situationen ihre Vor- und Nachteile, aber auch ihre Berechtigung haben. Mit einer Gruppe Minderjähriger kann man nicht demokratisch entscheiden, ob Alkohol erlaubt ist oder ob Jungen und Mädchen im gleichen Zimmer schlafen können. Verantwortung und Aufsichtspflicht rücken in den Vordergrund, sobald das Wohl der Gruppe in Gefahr ist. Natürlich entsteht hier eine von vielen Quellen für Konflikte innerhalb einer Gruppe und durchaus auch innerhalb einer Führungsriege wie einem Vorstand. Wo unterschiedliche Menschen und Meinungen zusammentreffen, wird es immer auch Verschiedenheiten und auch mal Streit geben. Daher befasste sich die Gruppe anknüpfend mit dem Thema Konfliktbewältigung.

Statt reiner Theorie sollten hier jedoch echte Fälle aus der Praxis bearbeitet werden. Steven Schröder erklärte den Teilnehmern die Methode der kollegialen Beratung. Hier nahm ein Teilnehmer aus der Runde in der Mitte des Stuhlkreises Platz und bekam die Möglichkeit, ausgiebig ein Problem bzw. einen Konflikt aus seiner eigenen Gruppe zu erklären. Alle anderen Teilnehmer hörten aufmerksam zu, zunächst ohne sich dazu zu äußern. Dann gab es eine Rückfragerunde. Das Plenum konnte Fragen stellen, um das Problem besser zu verstehen und von allen Seiten zu betrachten. Erst danach konnten Lösungsvorschläge abgegeben werden. So erhielt der Ratsuchende eine Vielzahl verschiedener Ideen, die er zur Lösung seines Problems mitnehmen konnte.

Zum Abschluss nahm sich die Gruppe noch die Zeit, einen Blick in die Zukunft zu werfen. In einer Art Mini-Barcamp wurden neue Ideen und Projekte erarbeitet. Dabei stehen in verschiedenen Ecken des Raumes Moderationswände mit Themen wie Öffentlichkeitsarbeit, Vernetzung im Verband, Veranstaltungsideen, usw. und alle Teilnehmer können frei von Station zu Station gehen, miteinander diskutieren und Gedanken auf der Wand festhalten. Es ergaben sich einige gute Impulse für die nächsten Monate und schöne neue Projekte für Kreis- und Landesebene. So soll es bspw. eine Landjugendolympiade und ein gemeinsames Grill-Event geben. Für die Öffentlichkeitsarbeit sollen Schulen und Märkte besucht und z.B. mit dem Agrarmobil Publikum angezogen werden.

Insgesamt waren alle Teilnehmer und auch die Seminarleitung sehr zufrieden mit der Zusammenarbeit und den Ergebnissen. Vor allem die gute Stimmung in der Gruppe ließ die zwei Tage schnell vergehen. Die Landjugend Rheinland-Nassau dankt allen Teilnehmern für ihr tägliches Engagement in ihren Gruppen und freut sich auf tolle Projekte in den kommenden Monaten.