Landjugend im Gespräch mit jungen Power-Frauen

Franziska Kampmann und Bettina Hueske zu Gast

Die Landjugend Rheinland-Nassau führt auch 2022 ihre Online-Talk-Reihe „Landjugend im Gespräch mit…“ weiter und hatte als Auftakt zwei junge Frauen zu Gast, die auf ganz unterschiedlichen Gebieten äußerst erfolgreich unterwegs sind. Gemeinsam ist ihnen die Verwurzelung in der Landwirtschaft.

So war am 26. Januar die Ruderin und Landwirtin Franziska Kampmann zu Gast und stellte sich den Fragen der Landjugendlichen. Franziska Kampmann schaut mit ihren 25 Jahren auf eine sehr beeindruckende Karriere als Leistungssportlerin zurück und holte als Ruderin mehrere Titel. Highlight ihrer Karriere war dabei sicherlich die erfolgreiche Teilnahme an den Olympischen Spielen in Tokio, wo ihr Doppel-Vierer nur knapp einen Podestplatz verpasste.  Ihr Leistungssport und ihre Erfolge waren natürlich auch ein großes Thema an diesem Abend. Franziska Kampmann berichtete von ihrer Vorbereitung, dem harten Training und dem Wettkampf in Japan. Aufgrund der Corona-Pandemie war auch Olympia alles, nur nicht normal. Strenge Vorschriften ließen wenig Raum, Land und Leute zu treffen. Unvergesslich war die Zeit jedoch allemal. Der Sport führte Franziska Kampmann um die Welt, sie ruderte schon bei den U19-Weltmeisterschaften in Rio de Janeiro und holte im Doppelvierer des Deutschen Ruderverbandes  die Europameisterschaft. Österreich, Schweiz, Portugal, Polen, Serbien und Russland  waren weitere Stationen  ihrer Wettkämpfe . Dabei kam Franziska Kampmann ursprünglich nicht ganz freiwillig zum Rudersport. Sie erzählte, dass sie als übergewichtiges Kind in der Schule gemobbt wurde und daraufhin von ihrem Vater zum Sport geschickt wurde. Schnell schmolz das Übergewicht und in der Schule traute sich keiner mehr Franziska zu mobben. Und sie hatte „Blut geleckt“ und erste Erfolge stellten sich ein.  Es entstand der Ansporn, immer mehr aus sich heraus zu holen und über die eigenen Grenzen hinaus zu wachsen. Neben dem notwendigen Talent waren hier natürlich auch ein hoher Grad an Selbstdiszipin, Stehvermögen und Ehrgeiz erforderlich. Als sie auf Nachfrage erzählte sie habe noch nie Alkohol getrunken, erntete sie ungläubige Blicke der zugeschalteten Landjugendlichen.  Sie könne sehr gut auch ohne alkoholische Getränke feiern und ihre Freundinnen und Freunde hätten sich immer auf sie als Fahrerin verlassen können erwiderte sie mit einem Augenzwinkern. Alkoholkonsum würde sich sofort negativ auf die Trainingsleistung auswirken und man brauche eine beachtliche Zeit, dies wieder wett zu machen, erläuterte sie weiter. Auch die Kameradschaft mit ihren Teamkolleginnen, die ja durchaus auch Konkurrentinnen waren, gefiel ihr sehr gut. Herausfordernd war für Franziska Kampmann auch die gleichzeitige Ausbildung zur Landwirtin neben ihrem Leistungssport, der natürlich auch ein hohes zeitliches Engagement für das Training forderte. Dies konnte sie nur durch ganz konkrete Absprachen sowie viel Unterstützung und Verständnis ihrer Ausbilder erreichen. Da sie sportlich alles erreicht hat, was sie wollte,  hat sie den Leistungssport nach der Olympiade in Tokio an den Nagel gehängt.  Sie wird jetzt  mit der gleichen Energie und Leidenschaft auf dem elterlichen Milchviehbetrieb einsteigen und ihren Bachelor in Agrarwirtschaft abschließen. Langfristig möchte sie sich vor allem auf die Zucht konzentrieren und ihren eigenen Käse vermarkten.

Bettina Hueske erzählt über ihr Engagement in sozialen Medien

Zweiter Gast  der Reihe „Landjugend im Gespräch mit . . .“ war am 16. Februar Bettina Hueske, die vor allem als Bäuerin Bettina auf Instagram (@baeuerin_bettina) bekannt ist. Sie bietet dort ihren über 20.000 Abonnenten tägliche Einblicke in moderne Landwirtschaft. Hierzu postet die 29jährige Agrarbetriebswirtin Fotos und Videos von ihrem Milchviehbetrieb in Südlohn in Nordrhein-Westfalen, den sie gemeinsam mit ihren Eltern betreibt. Bei ihren Posts nimmt sie sich viel Zeit und schreibt lange, informative Texte, die detailliert auf einzelne Arbeitsschritte eingehen. Der Dialog mit den Menschen ist ihr besonders wichtig und sie versucht, alle Fragen und Kommentare zu beantworten. So  kann schnell  einiges an Zeit zusammen kommen, bis der perfekte Post verfasst ist. Doch Öffentlichkeitsarbeit für den Berufsstand hält Bettina für äußerst wichtig in der heutigen Zeit und ermutigt Berufskollegen, es ihr gleich zu tun. Erste Schritte in diese Richtung unternahm sie schon in ihrer Fachschulzeit. Da hätte sie Spaß an der Öffentlichkeitsarbeit entwickelt und sich immer stärker engagiert. Mittlerweile ist sie auch als stellvertretende Kreisvorsitzende ihres Kreisbauernverbandes ehrenamtlich aktiv. Persönlich hält sie es für wichtig, ihr Privatleben aus den sozialen Medien heraus zu halten und auch nicht darunter leiden zu lassen. Wenn ihr Freund nach Hause komme, werde das Handy beiseitegelegt. Auf die Frage, was denn ihre Eltern von ihren Aktivitäten in den Sozialen Medien hielten, meinte Bettina Hueske, ihre Eltern stünden da voll hinter ihr. „Ob sie einen Post gut finden, weiß ich spätestens, wenn meine Mutter meinen Post auf Facebook teilt“, so Bettina Hueske grinsend. Insgesamt sei die Resonanz online fast durchgehend positiv. Vereinzelt kommen provokative Kommentare, doch ein Shitstorm blieb bislang aus. Dies zeigt, dass Landwirte sich nicht verstecken müssen und offen und stolz ihre Arbeit präsentieren können. Die Verbraucher interessieren sich zunehmend dafür, wo ihre Lebensmittel herkommen. Mit den richtigen Hashtags und Posting-Strategien erreichen Agrar-Blogger wie Bettina Hueske auch Menschen in der Stadt und leisten einen wichtigen Beitrag zur Verbraucheraufklärung. Allen, die auch verstärkt in sozialen Medien aktiv werden wollen, rät sie: einfach machen. Die Apps für Instagram und Facebook runterladen und sich mit den verschiedenen Funktionen und Möglichkeiten vertraut machen. Schnell kommen dann die Ideen, was man wie präsentieren könnte und mit der Zeit entwickelt man ein Gefühl dafür, was die eigenen Fans gerne sehen. Aber Bettina Hueske ist nicht nur im Bereich Öffentlichkeitsarbeit unterwegs. Noch während ihrer Ausbildung zur Agrarbetriebswirtin wurde der Neubau des Milchviehstalles geplant und realisiert. Und seit kurzem verkauft sie über ihren SB Hofladen „Bettina´s Hofkonfetti“ selbst produziertes Speiseeis aus der hofeigenen Milch und weitere regionale Produkte. Und seit 2017 bildet der Betrieb im Beruf Landwirt/in erfolgreich aus.