Erlebnistour Grüne Berufe

Ein tiefer Einblick in die Welt der grünen Berufe

Vom 30. Mai bis zum 1. Juni 2023 fand das jährliche Berufsorientierungsseminar der Landjugendverbände in Rheinland-Pfalz statt. Das dreitägige Seminar, das unter dem Titel „Erlebnistour Grüne Berufe“ bekannt ist, bietet Schülern die Möglichkeit, verschiedene Berufe im grünen Bereich kennenzulernen und ihre eigenen Interessen und Wünsche mit den Anforderungen und Möglichkeiten dieser Berufe abzugleichen. Insgesamt nahmen 12 Jugendliche an dem Seminar teil und waren auf der DEULA in Bad Kreuznach untergebracht.

Der erste Tag

Der erste Tag begann mit einem Vortrag über „Die Grünen 14“ von der Passgenauen Besetzung. Die Teilnehmer erhielten einen umfassenden Überblick über die verschiedenen Berufe im grünen Bereich und konnten Fragen zu Zugangsvoraussetzungen und Perspektiven in den einzelnen Berufen stellen.

Forstamt Soonwald

Anschließend besuchten die Teilnehmer das Forstamt Soonwald. Hier konnten sie die Arbeit der Forstwirte hautnah erleben, von der Pflege des Waldes bis hin zur Bekämpfung von Schädlingen, Vermarktung von Holz und dem Verkauf von Wildfleischprodukten. Die Teilnehmer waren besonders beeindruckt von der guten Kommunikation im Team und der Wichtigkeit von Teamarbeit für die sichere Durchführung der Arbeiten im Wald. Der Beruf des Forstwirten ist und bleibt ein gefährlicher Beruf, bei dem sich alle aufeinander verlassen können müssen.

Lindenhof der Familie Essich

Der Tag endete mit einem Besuch des Milchviehbetriebs Andreas Essich in Bockenau. Hier konnten die Teilnehmer einen Einblick in die Arbeit auf einem großen Milchviehbetrieb mit ca. 400 Tieren gewinnen und mehr über die Produktion von Futtermitteln und die Pflege von Milchkühen erfahren. Herr Essich führte durch verschiedene Stallanlagen und erläuterte die jeweiligen Besonderheiten. Für ihn steht das Wohl und Gesundheit der Tiere an oberster Stelle. Nur eine gesunde Kuh gibt gute Milch. Entsprechend ist ihm wichtig, dass Angestellte und Auszubildende mit Respekt und Sorgfalt mit den Tieren arbeiten. Das große Melkkarussell war besonders beeindruckend für die jungen Teilnehmer. Für die Anzahl der Tiere ist dieses fast überdimensioniert, erleichtert den Angestellten des Betriebes die tägliche Arbeit jedoch enorm und macht den Betrieb so zu einem attraktiven Arbeitgeber.

Abends hatten die Jugendlichen die Aufgabe, sich Gedanken zu machen, was sie konkret von ihrem zukünftigen Beruf erwarten und sich wünschen. Möchten sie viel draußen arbeiten, mit Menschen zu tun haben, mit Tieren arbeiten, usw. Es wurde auch thematisiert, welche Gehaltsvorstellungen sie haben und wieviel sie tatsächlich brauchen, um später einen eigenen Haushalt führen zu können.

Der zweite Tag

Der zweite Tag begann mit einer Einheit zum Thema „Was erwarten Betriebe von ihren Auszubildenden“. Hierzu hatten die externen Referenten Silke Eich und Jonathan Peters von der Stoelzle GmbH in Alzey einen Vortrag und kleine, spaßige Übungen vorbereitet, die vor allem die Wichtigkeit von Teamfähigkeit und Kommunikation erlebbar machten.

Garten- und Landschaftsbaubetrieb „Die Grünwerker“

Anschließend standen Besuche beim Gartenbaubetrieb „Die Grünwerker“, dem Weingut Menk und der Imkerei Marzell auf dem Programm. Jonas Wagner von „Die Grünwerker“ empfing die Gruppe auf einer Baustelle in Gau-Algesheim. Hier gestalteten sie den Garten einer jungen Familie und legten unter anderem eine Mauer und einen Zaun an. Vielen ist gar nicht bewusst, dass der Garten- und Landschaftsbau in großen Teilen auch aus Tiefbau- und Maurerarbeiten besteht. Doch natürlich gehört auch die Pflanzung und Pflege von Pflanzen, Blumen und Bäumen dazu. Jonas Wagner betonte, dass für ihn persönlich die Abwechslung und Vielfalt den Beruf des Gärtners ausmachen. Jeden Tag warten neue Aufgaben und es wird nie langweilig. Außerdem spare man sich das Fitnessstudio, da der Beruf durchaus körperlich anstrengend sein kann. Eine gewisse Belastbarkeit muss man also schon mitbringen. Ihm sei bei seinen Mitarbeitern aber vor allem die Einstellung wichtig. Niemand habe Lust, den ganzen Tag mit einem schlecht gelaunten Kollegen zu arbeiten. Freude am Beruf, am „Draußensein“ und am Anpacken sind wichtig für das Arbeitsklima.

Weingut Menk

Der Besuch beim Weingut Menk bot den Teilnehmern die Möglichkeit, mehr über die Produktion von Wein zu erfahren. Das Weingut Menk in Ingelheim ist vergleichsweise klein, kann sich jedoch mit vielen Auszeichnungen für seine Weine rühmen. Sebastian Menk begann die Führung durch den Familienbetrieb im angrenzenden Weinberg und erläuterte typische Tätigkeiten von Rebschnitt bis Pflanzenschutz. Anschließend ging es in den Keller, wo die verschiedenen Sorten sowohl in Stahl- als auch Barriquefässern lagerten. Er erklärte, wie er als Winzer Einfluss auf das letztendliche Aroma seiner Weine nehmen kann. Dieser ganzheitliche Prozess, ein qualitativ hochwertiges Produkt von der Traube an der Rebe bis hin zum Wein in der Flasche zu erzeugen, mache für ihn den Reiz des Berufs des Winzers aus.

Familienimkerei Marzell

Danach ging es nach Volxheim zur Familienimkerei Marzell. Hier konnten die Teilnehmer alles über die Arbeit mit Bienen und die Produktion von Honig erfahren. Sie konnten die Bienenstöcke aus der Nähe betrachten und regelrecht auf Tuchfühlung mit den kleinen Tierchen gehen. Frau Marzell war die Leidenschaft und Begeisterung für die Arbeit mit den Bienen deutlich anzumerken. Dabei kam die Familie durch Zufall zur Imkerei, nachdem sich ein Schwarm in ihrem Garten niedergelassen hatte. Seitdem vermehren sie die Bienenvölker und leisten damit auch einen wichtigen Beitrag für unser Ökosystem. Denn Bienen gehören zu den wichtigsten Bestäubern in der Natur und übertragen Polen, wodurch erst der Fortbestand vieler Pflanzen, die wir für unsere Ernährung benötigen, möglich ist. Es gehört daher auch zur Aufgabe des Imkers, die Völker gezielt zu Feldern zu transportieren und sie dort „ihre Arbeit“ machen zu lassen und am Ende leckeren Honig mit nach Hause zu bringen. Diesen konnten die Jugendlichen natürlich auch probieren und das ein oder andere Glas der vielfältigen Sorten im Honiglädchen der Familie kaufen.

Der Tag endete mit einem Praktikerabend, bei dem Vertreter verschiedener grüner Berufe den Teilnehmern für Fragen zur Verfügung standen. Dies bot den Teilnehmern die Möglichkeit, ihre Fragen in einer entspannten Atmosphäre zu stellen und mehr über die verschiedenen Berufe aus erster Hand zu erfahren. Die Vertreter der Berufe waren teilweise selbst noch in der Ausbildung, kaum älter als die Teilnehmer selbst und konnten daher auf Augenhöhe mit den interessierten Jugendlichen ins Gespräch kommen.

Der dritte Tag

Der letzte Tag begann mit einem Kompetenzcheck, bei dem die Teilnehmer ihre eigenen Stärken und Schwächen analysierten und diese mit den Anforderungen ihrer Wunschberufe abgleichen konnten. Danach wurde es vor allem für Technikfreunde spannend.

Landwirtschaftlicher Betrieb Hesselbach

Die Gruppe besuchte zunächst den landwirtschaftlichen Betrieb Hesselbach in Bad Kreuznach. Dieser betreibt Ackerbau auf ca. 500 Hektar und ist entsprechend gut ausgestattet mit modernen Landmaschinen. Die Teilnehmer lernten jedoch schnell, dass moderne Technik den Menschen nicht ersetzt, sondern den Beruf des Landwirts sogar eher anspruchsvoller macht. Die körperliche Belastung sei heute sicher niedriger als früher, die geistige dafür umso höher. Clemens Hesselbach ermutigte die Jugendlichen, eine praktische Ausbildung zu absolvieren, um ein solides Fundament für ihre berufliche Zukunft zu schaffen. Darauf aufbauend sei dann der Meister, die Fachschule oder ein Studium möglich.

Rundgang Deula

Zum Abschluss des Seminares gab es noch eine Führung über die DEULA Bad Kreuznach. Die DEULA ist ein seit Jahrzehnten anerkannter Bildungsträger im gewerblich-technischen Bereich und bietet zahlreiche Lehrgänge im überbetrieblichen Bereich. Wer eine Ausbildung in der Landwirtschaft, dem Weinbau, der Forstwirtschaft oder im Gartenbau absolviert, wird im Laufe der drei Jahre mehrfach Lehrgänge der DEULA besuchen. Die Geschäftsführerin Frau Steuter-Hoppe führte die Gruppe durch alle Hallen der Einrichtung. Hier finden sich Seminarräume, Maschinen und Werkzeuge für alle genannten Berufe. So haben Kursteilnehmer die Möglichkeit, den Umgang, die Wartung und Reparatur von Maschinen zu lernen, die der eigene Ausbildungsbetrieb vielleicht gar nicht zu bieten hat. Darüber hinaus können Führerscheine aller Klassen in Intensivkursen in kurzer Zeit gemacht werden und vieles mehr. Für die Gärtner ist mit der angrenzenden Parkanlage eine regelrechte Spielwiese geschaffen worden, auf der alle Tätigkeiten im Bereich Garten- und Landschaftsbau eingeübt werden können. Sicher waren einige der Teilnehmer nicht zum letzten Mal auf der DEULA.

Die Erlebnistour Grüne Berufe 2023 war ein voller Erfolg. Die Teilnehmer konnten wertvolle Einblicke in die Vielfalt der grünen Berufe gewinnen und wichtige Impulse für ihre Berufswahl mitnehmen. Sie gaben an, dass sie durch die Besuche bei den verschiedenen Betrieben und die Gespräche mit den Praktikern ein besseres Verständnis für die Anforderungen und Möglichkeiten der verschiedenen Berufe gewonnen haben.

Die Landjugendverbände in Rheinland-Pfalz bedanken sich bei allen Teilnehmern und freuen sich auf die Erlebnistour Grüne Berufe 2024. Sie hoffen, dass die Teilnehmer ihre Erfahrungen nutzen werden, um fundierte Entscheidungen über ihre zukünftige berufliche Laufbahn zu treffen und freuen sich darauf, viele von ihnen in den kommenden Jahren wiederzusehen.